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von Hans Braun, Vorwort "Die Familie von Wattenwyl"

Die Familie von Wattenwyl kann auf eine über 650 jährige Geschichte zurückblicken und gehört damit zu den ältesten Geschlechtern Berns. Nach ihrem Aufstieg im 14. und 15. Jahrhundert stellte sie im 16. Jahrhundert drei Berner Schultheissen, denen im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert nebst zahlreichen weiteren Magistraten zwei weitere folgten. Auch taten sie sich als hohe Soldoffiziere und Generäle in fremden Diensten hervor und besassen - um nur die wich­tigsten Herrschaften zu nennen - Burgistein, Belp, Jegenstorf und Diessbach sowie grosse Rebgüter am Bieler- und am Genfersee. Neben den beiden Berner Linien zu Pfistern und zum Distelzwang liess sich in der Freigrafschaft Burgund eine dritte, zum Katholizismus zurückgekehrte Linie nieder, die zuerst unter dem savoyischen Herzog, dann unter der spanischen und schliesslich der französischen Krone in hohen militärischen und politischen Stellungen diente und ebenfalls über mehrere Herrschaften und reichen Grundbesitz verfügte. Nach dem Verlust der ständischen Privilegien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann für die Familie ein Prozess der Neuorientierung in der modernen bürgerlichen Gesellschaft.

Einerseits situiert das reich illustrierte Buch die Familie in verschiedenen Epochen in ihrem gesellschaftlichen Um­feld. Andererseits stellt es die Frage nach dem Selbstverständnis der Familie. Wie dokumentiert sich dieses? Was hält das seit dem 17. Jahrhundert weit verzweigte Geschlecht zusammen?

Wo liegen innerfamiliäre Spannungsfelder?

Das Wappen
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Von den Wattenwyl des 13. und 14. Jahrhunderts wurden verschiedene Wappen geführt, u.a eine Rose in dreieckigem Schild, aber auch ein aufrechter Löwe oder wie Venner Niclaus (1380 – 1465) einen waagrecht geteilten Schild, in der oberen Hälfte zwei nebeneinander stehende Sparren.

 

1453 liess sich obengenannter Niclaus von Kaiser Friedrich III. einen Wappenbrief ausstellen. In der Reichsregistratur heisst es unter dem 18. Oktober: "Item Clasen von Wattenwil einen wapenbrirfe mit namen einen weissen schild, darinne drey rott aufgetan flügel und auf dem schilde einen helm getziert mit einer weissen und rotten helmdecke, darauf zwo aufgetan flügel auch von warben (=Farben) als in dem schilde..."

Schon bald vertauschten die Wattenwyl die Farben in drei weisse Flügel auf rotem Grund.

 

Eine der ältesten Darstellungen des bis heute gebräuchlichen Familienwappens zeigt ein Schlussstein im nördlichen Seitenschiff des Berner Münsters. Es handelt sich um ein Allianzwappen Niclaus' und dessen zweiter Ehegattin Anna von Praroman, das etwa um 1455 entstanden sein muss. Auf den Siegeln desselben Niclaus' tritt über dem Wappen eine Helmzier mit geflügelter und gekrönter  Frauenfigur auf.

Es kann also nicht sein, dass der Frauenrumpf eine Referenz an Jacob Posthumus' (geboren 1466) Mutter Barbara von Erlach sei, welche die Stammmutter aller nachmaliger von Wattenwyl wurde.

Mehrere Mitglieder der Familie führten indessen auch bloss einen silbernen Flügel als Helmzier. 1463 ergänzte obiger Venner Niclaus das Wappen erstmals mit der Devise: «Sub umbra alarum tuarum protege nos Domine».

Geschichtliches (aus "Bernergeschlechter")

I. Vor Eintritt in das bernische Bürgerrecht. 
Die ältere Geschichte dieses weitverzweigten Bernerschultheissengeschlechtes ist noch nicht durchaus aufgeklärt. Sicher ist, dass die erwiesenen Vorfahren der jetzigen v. Wattenwyl noch im XIV. Jahrhundert Burger zu Thun waren, wo sie das Burgerrecht gleichzeitig mit dem bernischen noch bis anfangs des XVI. Jahrhundert unterhielten. Der Name lässt auf eine Herkunft vom Dorfe Wattenwyl im Amt Seftigen schliessen; es erscheinen aber schon im XIII. und XIV. Jahrhundert in Thun und in Bern, sowie in Wattenwyl selber drei offenbar ganz verschiedene Familien dieses Namens, deren Beziehungen zur heute blühen­den ungewiss sind. 


Ein Ulrich de Watenwile erscheint schon am 3. September 1226 als «consul» (Ratsherr) zu Bern und am 21. September 1240 als Zeuge. 

Conradus und Waltherus, fratres de Watenwyle figurieren von 1262 an öfters als Zeugen, ein Johannes de Watenwyle, Mönch zu Frienisberg in gleicher Eigenschaft am 29. September 1270. Die beiden vorgenannten Brüder kaufen am 28. Januar 1268 zusammen mit dem Ritter Jordan v. Burgistein von Wilhelm und Heinrich v. Montenach Güter zu Wattenwyl. 1285 gibt «Waltherus filius bone memorie quondam Conradi dicti de Wattenwile« mit Zustimmung seines Oheimes Walther der Propstei Interlaken für die Einkleidung seiner Schwester Adelheid sein Eigengut Bächi bei Thun mit Zubehörden, indem er sich gleichzeitig mit Gerhard von Grasburg und Heinrich von Wimmis, Burger zu Bern, für seine noch minderjährigen Brüder Johann und Conrad verbürgt. Johann erscheint am 3. Februar 1295 als Burger von Bern und verkauft um 25 Bernpfund dem Cuno Lemp den vierten Teil des Zehntens von Murzelen zu Erblehen; am 27. Oktober 1300 schenkt er seinen Nichten Elsina und Agnes, den Töchtern weiland seiner Schwester Agnes, der Frau Heinrich von Uebeschi's, fünfeinhalb Schupposen in der Dorfmarch zu Obergurzelen, und bald darauf, am 25. Mai 1301 erscheint er als Johanniter zu Buchsee, und in gleicher Eigenschaft noch am 1. Dezember 1320 und 22. Mai 1325.

 

Von diesem Zeitpunkt an findet sich der Name immer häufiger in Urkunden. In der Mitte des XIV. Jahrhunderts erscheint ein zu 
Bern und zu Thun verburgertes Geschlecht »Ammann von Wattenwyl», das Anteil am Twing und Bann zu Watten­wyl hatte; 
am 28. September 1350 gelobt der Junker Hartmann v. Burgistein, »sid das mir und minen geswistdriden Johans Ammann von 
Wattenwyle burger zu Berne, sinen halbteil, den er hette an dem ampte, gericht, Twing und ban des hofes von Wattenwile, und 
alle die rechtung, die er daran hatte, verköfft hat etc. ...» denselben und seine Erben im ruhigen Besitz und Genuss der 
Mühle daselbst zu lassen und selber niemals eine andere Mühle im Dorf zu errichten. Die Söhne des Bruders dieses Johann, des Niklaus Ammann von Wattenwile, Peter und Niclaus erscheinen kurz darauf als Burger zu Bern und zu Thun. Gleichzeitig mit dem Geschlecht «Ammann von Wattenwyl» erscheint zu Thun ein anderes Namens «Oeger» oder «Oeyer von Wattenwil»; am 29. September 1301 figuriert ein «Rodolfus filius Wilhelmi dicti Oegere de Wattenwile» als Zeuge zu Uttigen und am 4. September 1374 ein Wilhelm de Wattenwile, vermut­lich des vorigen Bruder, als Mann einer Ita Kümi zu Thun.


Von der Mitte des XIV. Jahrhunderts an findet sich häufig in Urkunden Jakob von Wattenwyl als Burger zu Thun, zuerst am 27. April 1356, der zu mehreren Malen als Käufer von Gütern bei Thun, namentlich auf dem Thunfeld, erscheint (1359, 1365 etc.), und auf welchen sich die Stammfolge der heutigen von Wattenwyl mit Sicherheit ununterbrochen zurück­führen lässt. In einer Urkunde vom «nechsten Donstag nach dem ingenden Jare zu Wienachten 1370», in welcher ihm Werner Schilling eine Schupose zu Schoren verkauft, wird er «Cuntzen Sohn von Wattenwyl» genannt. Welcher der vorgenannten Familien dieser Cuntz angehörte, lässt sich nicht feststellen; einige Genealogen wollen in ihm den eingangs ge­nannten Konrad erblicken, der mit seinem Bruder Walther 1285 noch als minderjährig erscheint und über den sonst nichts bekannt ist. Was diese Hypothese einigermassen unwahrschein­lich macht, ist der Umstand, dass noch 1395 «der bescheidene Mann Jakob von Wattenwilie» Burger zu Thun, am Leben erscheint und dem Cuentz Pösch, dem Hänsli von Kisen und Ruff von Kisen mehrere Güter ob Thun zu Erblehen gibt. Laut Urkunde von 1380 war er mit Agnes Lor, Rueff Lor's Schwester verheiratet, von welcher er einen Sohn Ger­hart hinterliess, der 1379 als Burger und gesessen zu Thun 1409 aber als Burger und gesessen zu Bern erscheint.


In Thun erscheint der Name noch im XV. Jahrhundert, so ein Peter als Burger daselbst 1406 und ein Rudolf 1438 und auch 
in Bern finden sich noch Ende des XIV. Jahrhunderts Träger desselben, die aber mit obigem Jakob in keinen ver­wandtschaftlichen Zusammenhang gebracht werden können. Der nachmalige Johanniter zu Buchsee, Johann, siegelte am 3. Februar 1295 mit einer Rose in einem Dreieckschild; sonstige Wappen sind nicht bekannt.

II. Nach Eintritt in das bernische Bürgerrecht.
Obiger Gerhard scheint zu Anfang des XV. Jahrhunderts Thun verlassen und sich in Bern festgesetzt zu haben, wo er laut Urkunde vom Januar 1409 als «Burger und gesessner» ein Haus an der Marktgasse schattenhalb um 130 Gulden gekauft hatte. Er wird zum ersten Mal erwähnt am Catharinenabend 1379 anlässlich der Versicherung der Morgengabe seiner Frau Anna von Hanselden, Tochter Hansen v. H. und Berchta... auf seinem «Hus und Hofstatt gelegen zu Tunne, in der alten Statt, zwischen den Hüsern Hänsli Heimbergs und Matthys Sporren selig». Anfangs des Jahres 1411 muss er verstorben sein, denn am Donnerstag nach St. Jakobstag dieses Jahres ver­gabt seine Witwe den Teutschen Herren ein Gut und Holz zu «Näher» Wangen zur Begehung einer Jahrzeit für ihn, sie selber und ihren Sohn Niklaus; sie testierte 1419, ihren Söhn zum Erben einsetzend. Niklaus oder Clewi erscheint laut Urkunde vom 7. Mai 1411 zusammen mit mehreren andern als Inhaber von Reichslehen zu Ortschwaben, Busswyl etc. und wurde um 1410 Mitglied des Grossen Rates der CC; 1426 ge­langte er in den Kleinen Rat und 1432 zur Würde eines Venners von Pfistern. 1438 wurde er Landvogt nach Aarburg, 1441 wiederum des Kleinen Rates und 1446 und 1465 noch­mals Venner von Pfistern, Mit seiner Gemahlin Margareta v. Gysenstein scheint er nur jungverstorbene Kinder gezeugt zu haben, von der zweiten dagegen, Anneli von Perroman (Praroman) aus Freiburg, die er 1436 geheiratet hatte, hinter­liess er eine Tochter Küngolt und einen Sohn Niklaus; von seiner dritten Frau, Elsbeth von Hertenstein, Gilian Spillmannn Witwe, die ihn überlebte, scheint er keine Kinder hinterlassen zu haben. In seinem Testament vom 29. Juni 1465 vergabt er seinem Knecht Clewi und dessen Bruder sein Sesshaus zu Thun, wo er allem nach auch sonst noch begütert ge­wesen war. Obige Küngolt war zuerst mit seinem Stiefsohn Antoni Spillmann verlobt, heiratete aber in der Folge Thüring von Ballmoos; Niklaus, Schultheiss nach Thun 1444, des Rats 1451 und bald nach seines Vaters Tode 1466 Venner zu Pfistern, testierte schon am 18. August des gleichen Jahres und war am 29. Oktober verstorben als der letzte männliche Träger seines Namens. Bald nach seinem Tode gebar ihm indessen seine Gemahlin Barbara v. Erlach, nachmals mit Ludwig Brüggler wiedervermählt und gestorben 1502, einen posthumen Sohn Jakob, der der nähere Stammvater des in der Folge ungemein verzweigten Geschlechtes und der Begründer des adeligen Glanzes und der hohen Stellung seines Hauses wurde. Schon 1484 vermählte sich Jakob mit Magdalena v. Muhleren, der letzten und reichen Erbin ihres Hauses, einzigen Tochter des Venners Urban v. Mühleren und der Verena Schwend aus Zürich. Des Grossen Rates 1486, Schultheiss nach Thun 1490, des Kleinen Rates 1496, Venner zu Pfistern 1496, Seckelmeister 1505 gelangte er 1512 zur Schultheissenwürde, die er mehrmals bis zu seinem Tode bekleidete. Ein Mann von grosser staatsmännischer Begabung, förderte er auch das Nahen der Reformation, deren Sieg er freilich nicht mehr erleben sollte, da er 1525 im Alter von 69 Jahren verstarb. Er nahm an mehreren Kriegszügen und Gesandtschaften teil, so 1499 als Venner am ersten Zug ins Hegau, im August 1513 befehligte er die Vorhut der Eidgenossen in der Expedition nach Dijon und im August 1515 führte er als Altschultheiss 5000 Manu nach Domodossola; am 26. Juni 1513 befreite er als Schultheiss die Stadt von den aufrührerischen Bauern und leistete ihr auch sonst die wichtigsten Dienste. Durch Kauf und durch seine Frau gelangte er in den Besitz, der Herr­schaften Burgistein, Wattenwyl, Gerzensee und Kirchdorf, da­neben war er Mitherr zu Gurzelen, Blumenstein, Seftigen und Schonegg. Von seiner Gemahlin hinterliess der Schultheiss Jakob neben mehreren Töchtern drei Söhne, welche die Stifter der drei Hauptlinien des nachmals so weitverzweigten Geschlechtes wurden; ausserdem hatte er einen natürlichen Sohn, welcher eine erst 1726 erloschene indirekte Linie stiftete, die aber schon im XVI. Jahrhundert ebenfalls in die Regierung gelangte, u.a. mit den Familien v. Erlach, v. Luternau, Manuel, v. Offenburg und Wurstemberger Allianzen einging und eine Zeitlang die Herrschaft Blumenstein besass, im Schilde aber einen anfänglich schwarzen, später blauen «Sparren» führte. Von den Kindern des Schultheissen Jakob und der Magdalena v. Muhleren waren Niklaus, der älteste Sohn, und Margaretha und Katharina dem geistlichen Stande bestimmt; letztere waren Klosterfrauen zu Königsfelden, verliessen aber 1525 das Stift und vermählten sich mit Luzius Tscharner aus Chur und Jakob May. Niklaus, geboren 1492, Chorherr zu Bern 1509, Protonotarius apostolicus 1513, Domprobst zu Lausanne 1514 - 1519, Domherr zu Konstanz 1518 und zu Basel 1521, Propst des Vinzenzenstiftes zu Bern 1523, resignierte am 1. Dez. 1525 alle seine geistlichen Aemter und Würden, nahm den neuen Glauben an und vermählte sich mit Klara May, einer ehemaligen Nonne des Inselklosters. Von Frau Barbara Haller v. Courtlary geb. v. Erlach kaufte er 1527 Schloss und Herrschaft Wyl und 1535 gelangte er in den Grossen Rat. Von seiner Gemahlin hinter­liess er zwei Söhne, von denen Pctermann 1535 - 1581, des Grossen Rates 1555, des Kleinen Rates 1563, Landvogt nach Lausanne 1566, Venner zu Pfistern 1577, Herr zu Wyl und Höchstetten von seinen zwei Frauen Johanna v. Erlach und Anna v. Hallwyl Deszendenz hatte, die aber 1691 mit seinem Urenkel Samuel, Schultheiss nach Unterseen 1672, ausstarb. Sein Bruder Johann dagegen, 1511 - 1604, Schultheiss der Stadt und Republik 1582 (s. unten), sukzessive vermählt 1565 mit Anna v. Erlach gest. 1670, 1570 mit Elsbeth Pfyffer gest. 1575, 1576 mit Barbara Michel von Schwertschwendi, gest. 1580 und endlich 1582 mitMagdalena Nägeli, der Tocher des Schultheissen Hans Franz N. und Witwe des Schultheissen Hans Steigers, hinterliess zahlreiche Deszendenz, die sich in der Folge sehr verzweigte, heutzutage aber nur noch in derjenigen seines sechsten Sohnes Johann Franz 1590 - 1655, Landvogt nach Milden 1622 etc. fortbesteht.

 

Der zweite Sohn des Schultheissen Jakob, Johann Jakob 1506 - 1560, des Grossen Rates 1525, des Kleinen Rates 1526, oberster 
Anführer der Bernertruppen im Kappeler Krieg 1531, wurde mit 27 Jahren 1533 Schultheiss der Stadt und Republik. Seit 1535 Herr 
der von Bern neugebildeten Herrschaften Münchenwyler und Clavaleyres, war er schon jung mit Rosa de Chauvirey aus Hochburgund verheiratet worden, die ihm noch die Herrschaften Colombier und Bevaix im Neuenburgischen zubrachte. Bei seinem 1560 erfolgten Tode hinterliess er von seiner Gemahlin nebst mehreren verheirateten Töchtern drei verheiratete Söhne, von 
denen der jüngste, Niklaus geb. 1544, näherer Stammvater der sogenannten bündnerischen Linie der Familie wurde. Der älteste 
Sohn, Gerhard, trat 1545 jung in die Dienste Kaiser Karl V., nahm wieder die katholische Re­ligion an, verliess 1549 seine Vaterstadt 
vollständig und setzte sich schliesslich mit seinem obgenannten Bruder Niklaus in Burgund fest. Bald nach dem Tode ihres Vaters 
verkauften sie 1563 die Herrschaften Colombier und Bevaix dem zu Bern verburgerten Herzog von Longueville; im Verkaufsvertrag 
vom 8. August wird Gerhard v. W. "Ritter und Ihr. Rom. Catholischen Majestät Truchsess» genannt. In der Folge erwarb er die Herrschaften Usies, Leugny, Belmont, Challezieule und Lorrey in Burgund; von seiner Gemahlin Philiberte de Leugny hinterliess er bei seinem 1591 erfolgten Tode keine Kinder. Sein zweiter Bruder Jakob, Herr zu Münchenwyler und Clavaleyres, des Grossen Rates 1561), verblieb in Bern und starb 1584. Von seiner mit Agnes v. Mülinen erzeugten Söhnen heiratete aber nur der dritte, Beat Jakob, der wie seine Oheime Bern verliess, in Lothringische Dienste trat und 1684 als Gouverneur der Festung Lamotte bei deren Eroberung durch die Franzosen seinen Tod fand, ohne von seiner Gemahlin Jeanne de Choiseul Kinder zu hinterlassen. Des Schultheissen Johann Jakob jüngster Sohn endlich, der schon mehrfach genannte Niklaus, geb. 1544, trat in kaiserliche Dienste, hielt sich später oft am savoyischen Hofe und zuletzt namentlich in Burgund auf, wo er seinen gewöhnlichen Sitz auf der ihm von seiner Gemahlin Anna de Joux dite de Grammont zugebrachten Herrschaft Chateauvilain hatte. 1580, 1500 und 1594 vermittelte er mehrere Negotiationen zwischen dem Herzog von Savoyen und Bern; 1596 und 1598 wurde er von Burgund als Gesandter in die Eidgenossenschaft deputiert, ohne allerdings den gewünschten Erfolg seiner Missionen zu erreichen. 1591 beerbte er seinen Bruder Gerhard, nachdem er 1571 die Herrschaft Versoix im Pays de Gex erkauft hatte, welche 1908 zu einem Marquisat erhoben wurde. 
Wahrscheinlich 1602 wurde er als «Nicolas de Watteville, Marquis de Versoye, Baron et Seigneur de Chasteauvilain, Sormieres, Belmon, Challizeuse, Brevaux, Usie et Ouain, Colonel de 4000 Suisses» (vgl. Francois Capre, Catalogue des Chevaliers de l'ordre du collier de Savoye, dict de l'Annonciade, 1654) Ritter des Annunziatenordens und 1606 Ritter des goldenen Vliesses. Bei seinem um 1610 erfolgten Tode hinterliess er drei Söhne, von denen der älteste, Gerhard 15.. - 1636, Marquis von Versoix, Baron de Chateauvilain, Oberstleutnant in kaiserlichen Diensten, dann Marechal de camp in lothringischen Diensten, General der Artillerie daselbst und Gouverneur von Chastel sur Moselle und in der Folge Generalleutnant der Kavallerie in savoyischen Diensten und Ambassador des Herzogs von Savoyen am kaiserlichen Hofe 1627 - 31 wurde, zuletzt wieder in kaiserliche Dienste trat und 1635 als Marschall von Burgund den Oberbefehl über sämtliche kaiserliche zur Verteidigung gegen Frankreich aufgebotenen Truppen führte.

 

Als 1621 Versoix mit dem Pays de Gex an Frankreich überging, wurde er vom Herzog von Savoyen mit dem Marquisat Conflans 
entschädigt. Nachdem er noch 1636 die Stadt Dole von ihrer Belagerung befreit hatte, starb er im nämlichen Jahre an der Pest, gleichzeitig mit seinem einzigen Sohne Philipp Franz, welcher ebenfalls vor Dole die Reiterei befehligte. Dieser letztere, Marquis von Conflans, Graf von Bussolin, Baron von Chateauvilain, war mit Louise Christine Gräfin v. Nassau-Dillenburg vermählt, von welcher er mehrere Kinder hinterliess. Des Marquis von Versoix Niklaus' zweiter Sohn, Johann, trat in den geistlichen Stand, wurde 1607 - 1649 Bischof von Lausanne, nachdem er vorher Abt de la Chante gewesen, und starb 1649 zu Besancon. Der dritte Sohn endlich, 
Peter oder «Don Pedro», Herr zu Corvieres und Challezeule, trat in spanische Dienste, wurde 1635 Hauptmann in der Leibgarde des Kardinalinfanien Ferdinand (Bruder Philipps IV.), Grau de von Spanien und General der Kavallerie im Mailändischen und hernach in Katalonien. Von seiner Gemahlin Judith de Brebia aus dem Mailändischen hinterliess er, als er 1631 ermordet wurde, zwei Söhne, die indessen beide ledig blieben. Der altere « Don Carlos» 16.. - 1665, Baron de Batteville, Graf von Corvieres, Grande von Spanien, war 1647 spanischer Marechal de Camp in Neapel, General der Artillerie, Befehlshaber der spanischen Flotte an der Garonne 1050, Generalkapitän von Cantabrien, Gouverneur von St. Sebastian und St. Jeau de Luz, und endlich spanischer Ambassador in London, wo er 1661 einen heftigen Auftritt mit dein französischen Gesandten, dem Grafen v. Estrades, bezüglich des Vortrittes hatte; kurz vor seinem Tode, der zu Lissabon erfolgte, wurde er am 26. September 1666 zum Ritter des goldenen Vliesses ernannt.

 

Sein jüngerer Bruder ist der bekannte Abbe Don Jean de Watteville, geb. 1618, in seiner Jugend spanischer Offizier, dann Kapuziner in Paris und Karthäusermönch; nachdem er in dieser Eigenschaft seinen Prior erstochen hatte, gelangte er nach allerlei abenteuerlichen Fahrten durch Spanien in die Türkei, wo er sich zum Mahometismus bekannte und Pascha von Morea wurde. Nachdem er ungefähr 18 Jahre im Dienste des Sultans gewesen war, gelang es ihm, vom Papste Absolution unter dem Versprechen, einen Teil der türkischen Armee in einen Hinterhalt zu führen und den kaiserlichen Truppen auszuliefern, zu erlangen. In der Folge kehrte er um 1660 nach Frankreich zurück, wurde Abt zu Beaumes-les-Messieurs, Maitre des Requetes am Parlament zu Besancon, Domdekan zu Besancon 1664 - 1680, kam 1666 und 1667 als Deputierter von Burgund nach Baden und starb endlich in hohem Alter 1702 als Abt zu Beaumes. -

Die Deszendenz von Philipp Franz und der Louise Christine v. Nassau-Dillenburg bestand noch bis Ende des XVIII. Jahrhunderts und erlosch erst 1779 mit Maximilian Emanuel, Comte de Watteville, Marquis de Conflans, Baron et Seigneur de Chateauvilain et Foncines, Seigneur de Dampierre, de Nepvre et Chargey, der von seiner 1727 geehelichten Gemahlin Marie Louise Rosalie Phelippaux de Pontchartrain keine Kinder hinterliess. Diese Linie der Familie von Wattenwyl nahm in Burgund, Spanien und nachher in Frankreich eine mit beinahe fürstlichem Glanz umgebene Stellung ein und schloss neben den schon angeführten Allianzen noch solche mit den Neuchatel-Gorgier, Boba aus Piemont, St. Maurice de Beaujean, Beauffremont, Merode-Monfort und Stain zu Niederstotzingen. Ihre Mitglieder führten die Titel Marquis, Comte oder Baron de Watteville, Marquis de Versoix, Marquis de Conflans, Comte de Bussolin, Comte de Corvieres, Baron de Chateauvilain etc.; im ganzen wurden 4 Ritter des goldenen Vliesses, nämlich ausser den genannten noch Johann Karl 16.. - 1699, Marquis de Conflans, Comte de Bussolin, genannt Marquis de Batteville, spauischer General der Kavallerie in Flandern, Gouverneur von Luxemburg, Vizekönig von Navarra und Gouverneur von Pampelona, und sein Sohn Karl Emanuel, «Don Charles Emanuel de Watteville et Nassau, Marquis de Conflans et d'Usier, Comte de Bussolin et Corvieres, Baron de Watteville, de Chateauvilain et de Castel-Lano, Seigneur de Sousina, de Sarge, de Prateui et de La Casa del Bosque», 1656 - 1728, Generalleutnant in spanischen Diensten in Flandern, Gouverneur zu Ath. Der obgenannte Johann Karl war auch Ritter des Annunziatenordens; Karl Emanuel Franz 1709 - 1728 war Malteserritter, und Johann Christian l660 - 1725 französischer Generalleutnant 1693, Kommandeur des Ordens von St. Louis und Gouverneur de l`ordre des Chevaliers de St.George in der Grafschaft Burgund. Während über 100 Jahren bekleideten ununterbrochen Töchter dieser burgundischen Linie des Hauses die Würde einer Äbtissin zu Chateau-Chalons, nämlich Maria Angelika 1667 - 1699, Anna Maria Desle 1699 - 1721, Anna Maria Desle 1721 - 1742 und Francoise Elisabeth 1742 - 1775. 


Der jüngste Sohn des Schultheissen Jakob und der Magdalena v. Muhleren endlich, Reinhard, 15.. - 1549, Schultheiss zu Thun, Herr zu Burgistein, Schönegg, Wattenwyl, Seftigen und Gurzelen, Mitherr zu Colombier, war 1510 mit lsabella v. Chauvirey, der Schwester der Gemahlin seines Bruders Johann Jakob, vermählt und ist der Stifter der jüngeren noch lebenden Hauptlinie der Familie (von Burgistein und nachmals von Belp), welche später auf die Gesellschaft zum Narren oder Distelzwang übertrat und weit weniger zahlreich als die ältere auf Pfistern zünftige Hauptlinie blieb, In Bern widmeten sich fast alle Angehörigen der Familie der Magistratur; seit Ende des XV. Jahrhunderts war sie ununterbrochen in beiden Räten der Republik vertreten, und im Grossen Rate sehr oft in grosser Anzahl. In fremde Kriegsdienste traten ebenfalls sehr viele, und zwar namentlich in französische und holländische, wo mehrere zu den höchsten Offiziersstellen emporstiegen. 

Den Junkerntitel führte die Familie in Bern schon im XVI. Jahrhundert. Mit den Erlach, Diesbach, Mülinen, Bonstetten und Luternau gehörte sie zu den «sechs adeligen Geschlechtern», denen laut Dekret von 1651 das Prädikat « wohledelfest» und von 1669 und 1721 der Vorsitz im Kleinen Rate gleich nach den 4 Vennern eingeräumt wurde. Im Ausland wurde ihr häufig der Freiherrentitel beigelegt, zum Teil wohl auch in Hinsicht auf die von ihr besessenen Freiherrschaften Diessbach und Belp. 


Im Allgemeinen blieben die meisten Mitglieder der Familie - mit Ausnahme der burgundischen Linie - ihrer Heimat Bern treu; Niklaus 1695 - 1783 (aus der Linie von Montmirail von der älteren Hauptlinie) und sein Bruder Friedrich 1700 - 1777 verliessen um 1748 Bern und setzten sich, mit dem bekannten Grafen Niklaus Ludwig v. Zinzendorf befreundet, in Neuwied und Herrenhut fest. Des ersteren ältester Sohn Rudolf Friedrich 1738-1809 vermählte sich 1709 in Seitz mit Elisabeth v. Zinzendorf, ohne aber von ihr Nachkommen zu hinterlassen; sein jüngerer Sohn mit Maria Perpetua v. Planta-Wildenberg, von welcher er drei in die Familien 
v. Tschirschy, v. Wrachem und v. Schweinitz verheiratete Töchter hinterliess. Der obgenannte Friedrich, vermählt mit Johanna Sophia v. Zeschwitz, wurde Bischof der mährischen Brüdergemeinde in Herrenhut, eine Würde die er 1747 resignierte. Da er von seiner Gemahlin nur eine an einen Herrn v. Brüning vermählte Tochter hatte, adoptierte er im Mai 1744 den Sohn eines Pfarrers von Erfurt Namens Johannes Langguth und erhielt 1745 vom Churbayerischen Vikariat ein Diplom, dass dieser Johannes Langguth «den Namen und Wappen von Wattenwyl inskünftig führen und aller Freyheiten, so die Freyherren von Wattenwyl im Reiche 
geniessen, theilhaftig sein sollen». Dieser Adoptivsohn vermählte sich mit Henriette Benigna Justina v. Zinzendorf, wurde ebenfalls Bischof der mährischen Brüdergemeinde und starb 1788, eine einzige Tochter Maria Justina 1762 - 1828 hinterlassend, die sich 1797 mit dem Grafen Heinrich IV. v. Reuss-Schleiz-Köstritz, Prediger zu Havenfordbest in Wales, verehelichte. 


Nach dem politische Umbruch in der 1. Hälfte des XIX. Jahrhundert näherten sie sich den bürgerlichen Aufsteigerfamilien an. Sie fanden neue Existenzen in freiberufliche Tätigkeit, im öffentlichen Dienst, im Banken- und Versicherungswesen sowie in der Industrie, zuerst als Juristen und Ingenieure, vereinzelt als Ärzte und Pfarrer, im XX. Jahrhundert immer häufiger auch als Nichtakademiker. Da im XIX. Jahrhundert zahlreiche Familienmitglieder auswanderten, finden sich zu Beginn des XXI. Jh. Zweige in Frankreich, den USA und Kanada. Die mittlere, wieder katholisch gewordene Linie des Hans Jakob etablierte sich in der Freigrafschaft Burgund, verschwägerte sich dort mit führenden adligen Geschlechtern und brachte mehrere Generäle, Gouverneure, Diplomaten und hohe kirchl. Würdenträger hervor, die zuerst der spanischen, später der französischen Krone dienten. Ende des XVIII. Jahrhundert erlosch diese Linie.


Ungemein zahlreich sind die Herrschaften und Güter, welche das Geschlecht sowohl in bernischen als auch in welschen Landen vom XVI. Jahrhundert an besessen hat. In Bernerlanden sind namentlich zu erwähnen die Freiherrschaften Diessbach seit 1647 (in verschiedenen Linien) bis heutzutage und Belp 1700 - 1806, die Herrschaften Burgistein ca. 1500 - 1717, Wattenwyl 1533-1604, Kirchdorf 1507-1604, Gerzensee ca. 1530 - 1606, Gurzelen 1532 und 1512 - 1717, Seftigen 1523 bis 1717, Wyl 1527 - 1626, Blumenstein ca. 1550 - 1642, Münchenwyler 1535 bis ca. 1584, Jegenstorf 1075 - 1720. Rümligen 1680 - 84 und wieder 1838 - 1901, Bremgarten 1743 bis 1761; ferner der Landsitz Wittigkofen 1626 - 1730, der Neubau zu Belp 1733- 1812, ein Rebgut zu Ligerz ca. 1580-1078, ein Rebgut zu Oberhofen ca. 1730 bis ca. 1830, ein solches zu Wingreis 1755 - 1781, das Schloss Landshut 1813 - 1877, das Saligut im XVII. und XVIII. Jahrhundert, Grächwyl um 1820, Rubigen ca. 1810 - 1903, Beitiwyl, Rychigen und Bellerive (Gwatt) im XIX Jahrhundert u.a.m. Im Waadtland besass die Familie u. a. die Herrschaften Loins ca. 1600 - 1705, Chardonne ca. 160 - 1803, Trevelins 16.. - 1710, Salavaux um 1740, Mollens ca. 1780 - 1812; ferner die Rebgüter Malessert 
ca. 1688 bis ca. 1840, Fechy ca. 1730 - 1829, Montbenay seit ca. 1720 bis heutzutage, das Schloss Bursinel ca. 1803 - 1835; 
im Neuenburgischen endlich die Herrschaften Colombier und Bevaix ca. 1520-1504, sowie Montmirail 1722 - 1742. Auch heutzutage verfügt die Familie über einen für bernische Verhältnisse recht ausgedehnten Grundbesitz, zu erwähnen sind namentlich das Schloss Diessbach, die Landgüter Elfenau, Mettlen, Habstetten, Längmoos, Schlingmoos, Diessenhof, Murifeld, Jolimont, Hofen etc. 

Das Wappen der Familie ist in rotem Felde 3 silberne Flügel (2,1); die Helmzier ein gekrönter rotbekleideter Frauenrumpf mit 2 silbernen Flügeln statt der Arme. (Der Tradition nach ist diese Helmzier zur Erinnerung an Barbara v. Erlach, die Witwe des 1400 verstorbenen Venners Niklaus von Wattenwyl, die durch ihren posthumen Sohn Jakob die Stammutter aller nachmaligen v. Wattenwyl wurde, angenommen worden). Mehrere Mitglieder der Familie führten indessen auch bloss einen silbernen Flügel als Helmzier. Der vorerwähnte Venner Niklaus siegelte 1457 mit einem wagrecht geteilten Schild, in der oberen Hälfte zwei nebeneinander stehende Sparren; 1463 aber mit dem heutigen Wappen. Devise: «Sub umbra alarum tuarum protege nos, 
Domine». Die burgundische Linie ecartelierte ihr Stammwappen häufig mit dem Wappen Joux dit de Grammont, nämlich 1 und 
4 blau mit Gold gegittert, 2 und 3 rot mit 3 silbernen Flügeln. Der Ritter des Annunziatenordens Johann Karl 16.. - 1699 führte als Devise den Spruch «Ingratis servire nefas». 


Besonderer Erwähnung verdienen ausser den schon im Vorhergehenden genannten Mitgliedern des Geschlechtes noch besonders Johann 1541 - 1604, des Grossen Rates 1566, Landvogt nach Lausanne 1578, des Kleinen Rates und Venner zu Pfistern 1581, Schultheiss der Stadt Bern 1582, Feldoberst über 15 500 Berner nach Faucigny, nach dem übeln Ausgang dieses Zuges seiner Ämter und Würden entsetzt, konnte er sich 1590 wieder zur Zufriedenheit der Regierung über seine Kriegsführung rechtfertigen;

Albrecht 1617 - 1671, Freiherr zu Diessbach, wo er 1668 das jetzige Schloss erbauen liess, Oberst eines von ihm errichteten Regimentes in Frankreich 1646, zeichnete sich in den Belagerungen von Gravelines und Mardyck aus;

 

David 1632 - 1684, Hofmeister und Kammerjunker am pfälzischen Hofe 1668, Kriegsrat und Oberstleutnant des pfälzischen Garderegimentes 1668, pfälzischer Geheimer Rat 1669, in der Folge des Grossen Rates zu Bern 1680 und Landvogt nach Luggaris 1682; Emanuel 1639 - 169., ebenfalls in pfälzischen Diensten und Kommandant zu Frankental;

 

Karl Emanuel 1681 - 1754, Freiherr zu Belp, Schultheiss im äussern Stand, des Grossen Rates 1718, Landvogt nach Morsee 1729, Senator 1741, Teutschseckelmeister 1744, Schultheiss der Stadt und Republik Bern 1749 bis zu seinem Tode;

 

Emanuel 1693 - 1766, diente 1742-48 als Major und Oberstleutnant im Bernerregiment Stürler in Holland, Oberstkommandant und Generalmajor daselbst 1755, in welchem Jahre er quittierte und Landvogt zu Köniz wurde;

 

Alexander Ludwig 1714 - 1780, des Grossen Rates 17 45, Landvogt nach Nidau 1752, Oberkommandant im Münstertal 1758, Mitglied der helvetischen Gesellschaft zu Schinznach, der ökonomischen in Bern etc., bekannt als Geschichtsschreiber (zu seinen bekanntesten Werken zählt die «Histoire de la Confederation Helvetique» und seine «Histoire de la ville de Berne»);

 

Franz Friedrich 1753 - 1838, diente 1794 als Major im Bernerregiment von Goumoens in Holland, kommandierte 1798 ein Bataillon des Regimentes Wangen, Oberstkommandant des Schweizerregimentes Roverea in englischen Diensten 1799, nahm mit der österreichischen Armee am Feldzug von 1800 Teil, Besitzer und Oberst eines Regimentes in englischen Diensten 1801, Generalmajor 1809, quittierte 1812;

 

Beat Ludwig (von Loins) 1741 - 1825, Fähnrich im Regiment Stürler in Holland 1756, trat 1760 in das Regiment Jenner in Frankreich, Major in diesem Regiment 1782 und Kommandant desselben 1792 kurz vor seiner Entlassung, im gleichen Jahre Commandeur du Merite militaire und Oberst, zog bald darauf mit seinem Regiment nach Bern zurück, in dessen Diensten es bis 1796 verblieb, befehligte 1798 als Nachfolger des Generals v. Erlach die erste bernische Division an der Saane und Sense, 1791, Chef der vierten helvetischen Halbbrigade im Dienst der französischen Republik, welche im Januar 1800 in die zweite aufging und die er bis zu seiner Verabschiedung 1805 mit dem Grade eines Brigadegenerals befehligte;

 

Sigmund David Emanuel 1769 - 1817, diente 1790 als Offizier im Bernerregiment von Goumoens in Holland, Kommandant des Bataillons Marten 1798, überbrachte am 5. März mitten durch das Feuer hindurch dem General Schauenburg die Kapitulation Berns und rettete dadurch seine Vaterstadt vor dem Bombardement, Kommandant der bernischen Bürgergarde 1799, in der Folge eifriges Mitglied der Umsturzpartei zur Vertreibung der helvetischen Regierung, Oberbefehlshaber der bernischen Truppen mit Generalsrang 1802, darauf vom ersten Konsul und von Talleyrand nach Baris au die Consulta berufen, wo er mit grosser Entschiedenheit und Furchtlosigkeit die Interessen seines Kantons vertrat, 1813 wiederum tätiger Beförderer der Restaurationsbewegung;

 

Niklaus Rudolf 1760 - 1832, ebenfalls Offizier in Holland im Bernerregiment Stürler 1774 - 1782, zeichnete sich 1798 als Major eines Füsilierbataillons vom Regiment Thun bei Neuenegg und 1802 an der Spitze eines Bataillons Frutiger aus, Gesandter Berns die Consulta nach Paris 1803 und erster Schultheiss des Kanton Berns nach Einführung der Mediation, Landammann der Schweiz 1801 und 1810, General der Eidgenössischen Truppen, die er 1805, 1809 und 1813 zur Aufrechterhaltung der schweizerischen Neutralität ins Feld führte, nach der Restauration wieder zum ersten Schultheissen ernannt, führte er in der Folge auf drei eidgenössischen Tagsatzungen den Vorsitz, 1831 dankte er mit der alten Regierung ab, Besitzer des Schlosses Landshut seit 1812 und Ritter des roten Adlerordens;

 

sein Sohn Albrecht Rudolf 1789 - 1812, Adjutant des General Lannes 1808, Ordonnanzoffizier Napoleons I. 1809, Ritter der Ehrenlegion, gestorben im russischen Feldzug bei Smolensk; Eduard (von Diesbach) 1820 - 1874, Grossrat 1850 - 58 und 1866 - 74, ein gründlicher Historiker, dessen bedeutendstes Werk «Geschichte der Stadt und Landschaft Bern» (im 13ten und 14ten Jahrhundert) leider durch seinen frühen Hinschied unvollendet geblieben ist;
 

endlich Bernhard Friedrich 1801 - 1881, ein verdienter Förderer der gesetzlichen Organisierung des bernischen Armenwesens.

 

In ihrer Vaterstadt Bern viel zu reden gab Katharina Franziska 1645 - 171., in erster Ehe mit einem Pfarrer Clerc vermählt, eine Frau, die sich 1680 in allerlei politische Intrigen mit dem französischen Gesandten verwickelte, infolgedessen ihr ein Hochverratsprozess gemacht wurde, der zu ihrer Verurteilung zum Tode führte: nur auf Verwenden ihrer einflussreichen Verwandtschaft (die ganze Familie von Wattenwyl drohte von Bern auszuwandern!) entging sie der Todesstrafe; nachmals mit einem Neuenburger Samuel Perregaux, Gerichtsschreiber zu Valangin, verheiratet, starb sie in der Verbannung im Neuenburgischen. 

Literatur: R. de Steiger, les generaux bemois, Berne 1864; Berner Taschenbücher, namentlich Jahrgang 1853, 1893 u.a.; 

Bernische Biographien, herausgegeben vom historischen Verein des Kantons Bern ; C. Fr. v. Fischer, «Erinnerung au Nikihaus Rudolf v. Wattenwyl», Bern 1867; Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern, VI. Band etc. (Info: SGB)

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